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„LASST UNS EIN LIKE DA, ABONNIERT UNSEREN KANAL UND KLICKT AUF DIE GLOCKE“

Und dahinter die „Betenden Hände“ von Albrecht Dürer im Kleinformat. So oder so ähnlich sieht sie aus, die digitale Anbiederung der aktuellen Musikszene im www. Während Iron Maiden mit guten siebzig Jahren pro Mann nochmal loszieht, um dem Rock’n’Roll ein analoges Altern in Würde zu bereiten, arbeitet die digitale Revolution mit Hochdruck daran, das Grab der Altverdienten jeden Tag etwas tiefer auszuheben. Natürlich per app und nicht, wie man zunächst vermuten möchte, mit Schaufel und Spaten:

Nach den lausigen Centbeträgen der Streamingforen, die nicht einmal die e-mail mit den Beträgen der „Ausschüttungen“ wert sind, galoppierte die Monopolisierung der Ticketverkäufe mit ihrer horrenden Preisentwicklung herein und nun hält zu guter Letzt die Exklusivbindung der Ticketmafia an die Venues Einzug. Das hat zur Folge, dass nur mehr die Künstler und Agenturen in die Clubs bis zu den Stadien gebucht werden, die sich mit den finanziellen Strukturen der Sillycon Valley Ellbogenprogrammierer einverstanden erklären. Wenn es also schon längst unmöglich für die Musik geworden ist, ihre Tonträger zu Preisen zu verkaufen, die eine Reinvestition in Studiokosten ermöglichen könnten, dann soll den Musikanten und Musikantinnen auch nichts vom Eintrittspreis bleiben. 

Was noch fehlt, ist dann eine dem digitalen Wesen verhaftete Journaille, die sich nicht entblödet, die Preisentwicklung der Tickets auf „steigende Gagen der Künstler“ zu schieben. Und zack, schon ist’s passiert. 

Spätestens da möchte man, wenn’s nicht so traurig wäre, ein paar Lachsmileys in den Text setzen. Die wirkungsvollen, die mit den Tränen. Man muss eben in diesen digitalen Zeiten Zeiten zu allen Geschehnissen, von denen man nichts versteht und über die man nichts weiß, eine Meinung haben. Selbige hilft einem natürlich nicht, wenn man sie nicht zu jeder Gelegenheit kundtut, das muss natürlich auch klar sein.

So gehen, begleitet von ihrem täglichen, mehrmals losgeschickten Stoßgebet 

„LIEBER GOTT, WENN ES DICH GIBT, DANN LASS MICH NICHT SO WERDEN!“ 

die verbliebenen Altrocker ihrer Tätigkeit nach und tun ihre Pflicht, wohl wissend um die digitale Crux, die Oberflächlichkeit des Zeitgeistes und das endliche Leben, aber auch wissend um eine tiefe Verbundenheit. Um die Verbundenheit zu der nimmermüden und analogen Schar der Rocker, denen ihr Bier allemal lieber ist als das Sektglas, die gute Handarbeit der Tastatur vorziehen und die einem alten Marshall-Amp trotz oder gerade wegen seines Gewichts mit Respekt begegnen. 

Und möge keine Ruhe sein, bis die letzte Gitarrensaite gerissen, das letzte Trommelfell durchgehauen und der letzte analoge Ton gepfiffen ist! In diesem Sinne:

„LASST UNS EIN BIER DA, ABONNIERT DEN ROLLING STONE UND HAUT AUF DIE GLOCKE, SOLANGE ES NOCH GEHT!“

Wir sehen uns bei CHP in LEIMERSHOF am SAMSTAG, 26.10.’24.

ROCK’N’ROLL!